OUT/SIDE/IN
„Karten sind immer auch Weltentwürfe. Sie zeigen nicht die Realität, sondern eine kühne Interpretation.“ - Judith Schalansky, Atlas der abgelegenen Inseln
Grenzen sind keine starren Linien, sondern provisorische Markierungen, die sich verschieben, überlagern und neue Formen annehmen. In der künstlerischen Praxis erscheinen sie nicht als Endpunkte, sondern als Zwischenräume, in denen Bedeutungen ins Schweben geraten und neue Konfigurationen sichtbar werden.
Es geht dabei nicht um den linearen Weg von außen nach innen, als ginge es darum, ein verborgenes Inneres freizulegen. Vielmehr ist das Verhältnis von Innen und Außen als relationale Dynamik zu begreifen: beide Pole sind verflochten und von kulturellen wie politischen Einschreibungen gezeichnet. Die Grenze erweist sich so nicht als Ende, sondern als Anfang einer Geschichte. Identität erscheint nicht als feste Essenz, sondern als Prozess – als fluide Formation, die sich in Verschiebungen, Brüchen und Übergängen konstituiert.
Die künstlerische Praxis richtet sich daher weniger auf heroische Überschreitung als auf das tastende Umkreisen und Auflösen von Gegensätzen. Grenzen werden nicht einfach übernommen, sondern neu entworfen – nicht als Beschränkung, sondern als offener Möglichkeitsraum. Sie zeigen sich als komplexe soziale und kulturelle Landschaften, in denen Macht, Imagination und Aushandlung untrennbar miteinander verflochten sind.
Kunst, die diesem Ansatz folgt, versteht Grenzen als durchlässige Strukturen – psychisch, sozial und symbolisch. In ihren Rissen wird sichtbar, dass das „Außen“ längst im „Innen“ eingeschrieben ist. Künstlerische Arbeiten machen diese Verwobenheit erfahrbar und eröffnen Räume, in denen Zugehörigkeit, Ethik und Ästhetik nicht fixiert, sondern immer wieder neu verhandelt werden.
Wir sind gespannt auf eure Projekte und auf die Wege, mit denen ihr neue Zugänge zu diesem Thema eröffnet.