Das Ei

Das Ei ist schlicht.

Klein, zerbrechlich und undurchsichtig, doch es trägt Leben in sich. Es ist eine Quelle von Protein auf unserem Frühstückstisch und als Hühnerei allgegenwärtig. Dieses bescheidene Objekt hat die Menschheit mit vielen Symbolen und Bedeutungen versehen.

Seine Form hebt das Ei hervor. Die glatte, ovale, gewölbte Struktur gilt als Symbol für Harmonie und Ausgewogenheit. Architekten bewundern die Schalenstruktur als eine der stabilsten und effizientesten Formen der Natur. Diese Perfektion spiegelt sich auch in religiösen Symbolen wider. Das Osterei steht für Wiedergeburt und Vollkommenheit, während das „kosmische Ei“ in der hinduistischen und buddhistischen Tradition den Ursprung der Schöpfung und die Harmonie des Universums symbolisiert.

Doch diese Vollkommenheit ist zerbrechlich. Wenn wir das Ei brechen, empfinden wir eine zarte Schuld. Dies kommt nicht nur vom Verlust der Nahrung, sondern von der Wahrnehmung, etwas zerstört zu haben. Das Sprichwort „ein Ei gegen einen Felsen werfen“ symbolisiert den Kampf zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke und trägt die Bedeutung von Herausforderung und Veränderung. Wird das Ei geworfen, wird es zum Symbol des Widerstands. Der klebrige Inhalt, der bei der Zerstörung freigelegt wird, sendet eine starke Botschaft. Ein geworfenes Ei entlarvt Autorität und Heuchelei und ist ein stiller Ausdruck des Protests.

In dieser Ausstellung wird die Bedeutung des vertrauten Eis in seinen vielen Schichten erforscht. Der Maler Sangun Ho, die Designerinnen Hee-ji Kim und Eunjung Kwak sowie das Industriedesign-Duo Ae Office beleuchten das Ei aus verschiedenen Perspektiven, um es neu zu interpretieren und zu transformieren.

Durch die Vergrößerung des kleinen, alltäglichen Eis stellt die Ausstellung die Frage, was wir wertschätzen und was wir bereit sind zu zerstören. Am Ende bleibt vor dem Publikum ein einfaches Ei.